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Der dominante Neustädter
Bahnhof begrenzt den Schlesischen Platz in nordwestlicher Richtung fast in
seiner vollen Breite. Hain-, Anton- und Hansastraße führen direkt zum
Verkehrsknotenpunkt. Auf der Antonstraße befindet sich die
Straßenbahnhaltestelle "Bahnhof Neustadt" welche durch die
Linien 3 (Wilder Mann - Coschütz) 6 (Niedersedlitz - Gorbitz) und 11 (Bühlau
- Zschertnitz) bedient wird. Eine verkehrstechnische Bedeutung hat der
Platz weniger, den das Verkehrsgeschehen läuft über die oben genannten
Straßen. Der Schlesischen Platz dient in seiner Hauptsache als Parkplatz
und Stellfläche für Taxen. Viele Dresdner Bürger werden den Platz gar
nicht mit dem richtigen Namen kennen, denn einige meinen, es ist der
Vorplatz vom Bahnhof Neustadt mit großer Stellfläche für
Autos.
Der Schlesische Platz wurde 1913 zum ersten Mal in einem Dresdner
Adressbuch genannt und gehörte bis zum Wechsel vom 19. ins 20.
Jahrhundert zur Maschinenstraße, welche nicht mehr existiert. Der Platz
wahrscheinlich bekam seinen Namen vom damaligen Schlesischen Bahnhof,
welcher 1898 total überaltert abgerissen wurde. Danach wurde der Bahnhof
Neustadt in seiner heutigen Form gebaut und entstand von 1898 bis 1901
unter der Leitung vom Baurat Peters und Osmar Dürichen. Aus den zwei
kleinen Bahnhöfen, dem "Leipziger Bahnhof" und dem "Schesischen
Bahnhof" ging der heutige "Bahnhof Neustadt" hervor. Der Komplex
wurde als Durchgangsbahnhof mit Hochgleisen ausgelegt. 1990 wurde der
Bahnhof aufwendig rekonstruiert und modernisiert.
Die Fassaden sind dresentypisch mit Sandstein verkleidet.
Dresdens zweitgrößter Personenbahnhof hat eine 17 Meter hohe
Eingangshalle, die neben Dienstleistungen besonders Geschäften und
Imbißständen Platz bietet. Schwerpunkt ist die dreischiffige
Bahnsteighalle, die sowohl von der Hansastraße als auch vom Schlesischen
Platz erreichbar ist. |
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Am 22. September 1918 kam es vor der Bahnhofseinfahrt zum wohl
folgenschwersten Verkehrsunfall in der Dresdner Geschichte: Bei einem
Auffahrunglück zweier D-Züge verloren 43 Menschen - Eisenbahner und
Fahrgäste - ihr Leben.
Eine Gedenktafel an der Seite zur Hansastraße
erinnert an Carl Theodor Kunz (1791-1863), der als vielseitiger Techniker
ab 1853 Oberbauleiter der ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig - Dresden
war. Die damalige Fahrzeit betrug 4 Stunden, heute sind es etwa 70
Minuten. Der begnadete Ingenieur war auch von 1841 bis 1843 am Bau der
Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn Leipzig - Hof federführend beteiligt.
Von 1962 bis 1991 trug das Areal den Namen Dr.-Friedrich-Wolf-Platz. Der
Arzt, Dramatiker und Erzähler (1888-1953) gilt neben Berthold Brecht als
bedeutendster Vertreter der sozialistischen Dramatik in der ersten Hälfte
des 20.Jahrhunderts. Der bekennende Kriegsgegner und Antifaschist nahm an
der Novemberrevolution teil, war Mitbegründer des Bundes
Proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und des Nationalkomitees
Freies Deutschland. Er war 1950/51 erster DDR-Botschafter in der
Volksrepublik Polen. Zu seinen bedeutendsten Dramen zählen "Cyankali",
"Die Matrosen von Cattaro" und "Professor Mamlock" -
die weltweit Bühnentriumphe feiern konnten. Eine Straße in der
Inneren Neustadt trägt heute seinen Namen.
Gegenüber vom Bahnhof Neustadt steht das Hansahaus, welches 2001
aufwendig saniert wurde und jetzt als Seniorenheim zur Verfügung steht.
Dieses markante Gebäude schließt den Platz zur östlichen Seite ab.
Längere Zeit waren im Hansahaus ein
Hotel und ein uriger Weinkeller zu finden. |
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